Evolution

Andreas Schaerer (voc), Kalle Kalima (g), Tim Lefebvre (b)

Vielleicht kennt ihr das: Wir sitzen in einem sehr spannenden Konzert und sind ganz eingesogen. Das Konzert läuft seit circa vierzig Minuten und ist, ja, komplex. Wir staunen, ohne überfordert zu sein und sind eingesogen, besonders aufgrund der Ungewohntheit, teils auch der Intelligenz der Klänge. Es ist vielschichtig, tiefgehend. Wir könnten mit dem Ohr immer noch tiefer hineinwandern.

Und dann plötzlich: diese total simple Melodie, eine Songstruktur, im Vergleich ganz klar. Plötzlich geht das Licht an, wir die Welt weit und die Ernsthaftigkeit, mit der erzählt wird, entsteht aus der Reduktion. Sie entsteht aus dem „nichts beweisen müssen“, aus der plötzlichen Abwesenheit von offensichtlicher Komplexität. Und sie entsteht, weil unser Ohr schon so offen ist, dass es uns mit voller Wucht trifft.

Das neue Album von Andreas Schaerer, Kalle Kalima und Tim Lefebvre ist dieser Moment. Wer in Europa schon mal aus Versehen in einen Konzertraum gestolpert ist, kennt die drei. Natürlich ist das Album kein kompletter Neustart: Wir hören, dass Levebvre auf David Bowies Album „Blackstar“ gespielt hat; wir hören das letzte „Hildegard Lernt Fliegen“ Album in Schaerers Melodieführung; wir hören Kalle Kalimas Liebe zum Blues. Und doch ist irgendwie alles ganz anders.

Das wohl bisher songhafteste Album Schaerers trägt den Namen „Evolution“ – in diesem Falle sicher auch: Entwicklung – und erscheint am 29. September auf ACT Music.

Text by S. Loenne, bee-flat